Heute morgen bot uns das gleich Bild wie in den vergangenen Tagen. Der Campingplatz ist aufgeweicht und die halbe Nacht hat es auf das Dach unseres Womos geregnet. Entsprechend trostlos war die Stimmung auf dem Platz. Moritz hat sich erstmal auf den Weg in die Dusche gemacht und hat beinahe wieder das Duschgel dort liegen lassen. Das Duschen war im Laufe des Urlaubes dadurch nicht gerade billig. Nachdem Miriam ebenfalls geduscht hatte, haben wir uns auf die Suche nach einem Frühstück gemacht. Allerdings gibt es in Schweden wohl keine Frühstückskultur, die unserer vergleichbar wäre, zumindest nicht in der Nähe eines Campingplatzes. Ein Cafe hatte ebenso nur Mittagessen wie ein Restaurant am beheizten Schwimmbad um die Ecke. Zurück am Campingplatz haben wir uns an der Rezeption Brötchen geholt und doch im Womo gefrühstückt.

Wir wären gerne noch etwas hier am Vättern geblieben, schliesslich wollten wir auch immer nochmal paddeln. Bei dem Wetter verspürten wir aber weder auf den Vättern noch zum Paddel Lust und verliessen daher den Campinglatz auf die Inlandsvägen 50 Richtung Motala entlang der Ostseite des Vättern. In Motala hätte man mit etwas Glück beim Schleusen im Übergang des Götakanals zum Vättern zuschauen können, wir haben die Abbiegung aber irgendwie verpasst und das Wetter hat uns auch nicht wirklich aus dem Bus getrieben, so dass wir Motala einfach durchquert haben und auf der 50 weiter Richtung Vadstena gefahren sind. Heute morgen zum Frühstück gab es keinen Kaffee und Miriams Durst nach selbigem wurde immer größer, so dass wir einen Stopp in Vedstana einlegten. Wir parkten vor der Touristik-Information und holten uns dort schnell ein Paar Informationen. In Vetlanda gibt es nicht nur ein Kloster und ein schönes Schloß mit Burggraben und Zugbrücke, auch die Stadt selbst ist eine wahre Schönheit – hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Kleine Gassen und alte Häuser, teilweise mit den mittlerweile in Schweden gewohnt hübschen Gärten. Scheinbar legen die Schweden, geprägt durch strenge und lange Wintern, besonders viel Wert auf liebevoll gestaltete Blumengärten und Gemüsebeete. Auf der Ostseite des Vättern herrscht für schwedische Verhältnisse ein besonders mildes Klima, daher wachsen hier auch sehr viele Obstbäume. Auch in Vetlanda treffen wir daher an vielen Orten auf Äpfel- und vor allem auf Kirschbäume, die voller roter Früchte hängen. Auf die Ernte wird auf Grund ihrer Schönheit scheinbar verzichtet.

In der Innenstadt gibt es ein kleines Geschäft neben dem anderen, so dass Merles Vergleich mit der kleinen kleinen Stadt von Astrid Lindgren gar nicht so verkehrt scheint. Das Wetter war trocken und teilweise zeigte sich sogar kurz die Sonne. Die grauen Wolken behielten aber weiter die Oberhand. Das Wetter spielte für uns dann aber keine größere Rolle, wir genossen die kleinen Gassen und hatten ständig etwas Neues zu entdecken.

Wir schritten voran Richtung Innenstadt und kamen bald an einer Konditorei vorbei, die Schlange vor dem Geschäft hielt uns aber davon ab, bereits hier ein zweites Frühstück einzunehmen und gingen weiter Richtung Rathausplatz. Dort fanden wir eine Bäckerei, die ebenfalls am Sonntag geöffnet hatte und bestellten für uns zwei große Café Latte sowie eine Limo, Croissants, Kanebullar (Zimtschnecken) und noch zwei andere süße Teile aus der Auslage. Der Laden ist eingerichtet wie wir das aus den Astrid-Lindgren-Filmen  der 60er und 70er Jahre kennen. Wir genossen den leckersten Kaffee, den wir bis dahin in Schweden getrunken haben und kauften im Anschluss noch einen Laib Brot, das es hier ebenfalls gab. Wir überquerten den Rathausplatz und bogen ab Richtung Schloss. Allerdings beschränkten wir unsere Besichtigung auf den Burghof und die Zugbrücke, auf einen Besuch der Ausstellung im Schloss verzichteten wir. Stattdessen zogen wir entlang der Natursteinmauer weiter entlang des Vättern Richtung Kloster mit seiner wechselvollen Geschichte. Nach der Reformation unter König Gustav Wasa wurden alle Kloster in Schweden geschlossen – bis auf das Kloster in Vetlanda. Später löste sich das Kloster selbst auf und hatte seither unterschliedliche Funktionen, u. a. diente es eine Zeitlang als Gefängnis. Wir schritten auch hier nur durch die Anlage ohne einen Besuch im inneren der Gemäuer. Mattes hatte heute das Quängelmonster auf seiner Schulter sitzen und hatte so seine besonderen Vorstellungen des heutigen Tags. Wir gingen die wenigen Schritte vom Kloster zurück zu unserem Auto und verliessen auf der Inlandsvägen 50 Vetlanda Richtung Süden auf der Suche nach einem schönen Platz für eine späte Mittagspause. Als Ziel hatten wir einen Aussichtspunkt am Ohmberg vor Augen, kurz hinter Vetlanda direkt am Vättern gelegen. Miriam war hinten bei den Kindern geblieben, so dass Moritz Fahrer und Guide in einer Person war. Das sollte sich bald als Fehler herausstellen, gurkte er doch durch die Gegend, ohne das gewünschte Ziel zu erreichen. Irgendwann hat Miriam sich wieder eingeschaltet und Moritz erklärt, dass die Panoramastraße entlang des Vättern am Ohmberg nur von Süden aus befahren werden darf. Alles klar: also zurück auf die 50 und ein gutes Stück weiter unten konnten wir dann in das Naturreservat am Ohmberg abbiegen und kamen endlich auf die Panoramastraße. Wie immer hat sich dieser kleine Umweg aber gelohnt. Das Naturreservat liegt wundervoll auf einer Erhebung, die so hoch ist, dass dort sogar ein kleiner Skilift eingerichtet ist. Die Schweden schaffen mit ihrer Liebe und Verantwortung zur Natur auch das. Die Panoramastraße schlängelt sich oberhalb des Vättern entlang einer Steilküste. Die Straße ist so schmal, dass man froh ist, keinen Gegenverkehr zu erwarten. Immerwieder gibt es kleine Parkbuchten mit einer Sitzgruppe auf der gegenüberliegenden Straßenseite mit einem imposanten Blick über den Vättern. An einem dieser Rastpätze halten wir an und machen uns Kötbullar mit Ketchup und Butterbroten. Die Kinder sind begeistert und Merle ernennt diese Kombination spontan zu ihrem Lieblingsessen.

Nach einer ordentlichen Pause machen wir uns weiter auf der Panoramastraße, die auf Höhe von Skedet wieder auf die Inlandsvägen 50 führte. Diese endet bei Ödeshög an der E4, wir überquerten sie und fuhren auf kleinen Wegen in südöstlicher Richtung nach Tranås, dort soll der Bauernhof Longaryd liegen, auf dem Moritz seinen dritten Geburtstag feierte. Seine Eltern malten damals für den Besitzer ein Namensschild als Wegweiser für andere Touristen. Zum einen wollten wir sehen, ob dieses Schild noch existiert und zum anderen wollten wir sehen, ob Moritz noch irgendwas wieder erkennt. Auch hier war der vermeintliche Umweg durch die Pampa goldrichtig. Unser Weg führte uns bei weiterhin schlechtem Wetter durch malerische Berge und Täler. Die Landschaft wechselte zwischen Wäldern, Weideflächen und Höfen. Immer wieder entdeckten wir die typischen Mauern aus Naturstein oder große Felsbrocken mitten in den Wiesen. Dazwischen grasten Kühe oder Schafe. Die Straßenverhältnisse wechselten zwischen schmalen asphaltierten Straßen und den Wegen aus einer Kombination aus Erde und Schotter.

Die ca 25 km nach Longaryd waren daher sehr kurzweilig und wir legten immer wieder ein paar kurze Zwischenstopps ein, damit wir Landschaft oder Häuser fotografieren konnten – auch wenn das Wetter dafür leider alles andere als optimal war. In Longaryd angekommen erwartete uns in Kombination mit dem Wetter ein eher trostloser Bauernhof. Die Ferienhäuser im Zentrum des Hofes lagen verlassen da und sahen nicht danach aus, dass sie kürzlich einen Feriengast beherbergt haben. Die Scheune war verrammelt und der Volvo-Traktor stand halb unter einem Unterstand, halb war er eingewachsen. Vor dem Haupthaus parkte zwar ein Auto und im Haus leuchtete eine Lampe, viel los schien hier jedenfalls nicht zu sein. Moritz machte draussen ein paar Fotos von der Anlage zur Erinnerung für sich, seine Schwester und seine Eltern und danach fuhren wir weiter.

Das Wetter war weiterhin trostlos. Auf einen Campingplatz hatten wir keine Lust und mit einem Badeplatz mit Übernachtungsmöglichkeit wußten wir um diese Uhrzeit noch nichts anzufangen. In Tranås bogen wir daher direkt auf die Inlandsvägen 32 Richtung Süden. Wenn schon kein schönes Wetter, dann wollten wir heute noch möglichst nahe an unser morgiges Ziel Vetlanda kommen. Den Kindern wollten wir noch etwas Gutes tun und ihnen ausserdem die Möglichkeit bieten, etwas Bewegung zu bekommen. Daher sind wir auf der Suche nach einem McDonalds in Eksjö abgefahren. Auch unser zweiter (Kurz-)Aufenthalt in Eksjö bestätigte uns darin, dass diese Stadt einfach langweilig ist. Eine Filiale der Fastfood-Kette gab es jedenfalls nicht (zwar ein Pluspunkt für Eksjö, wenn auch der einzige) und wir machten uns weiter Richtung Vetlanda. Dort begrüßte uns das gesuchte Logo bereits am Ortseingang mit einer soliden Wegbeschreibung, die uns innerhalb weniger Minuten ans Ziel führte. Nach dem Essen stellte sich die Frage nach einem Ort für die heutige Nacht. Wir entschlossen uns, noch heute die Kleva Gruva aufzusuchen und dort auf dem Parkplatz zu nächtigen. Die Kleva Gruva ist ein altes Bergwerk, das heute für Besucher offen steht und von jedem auf eigene Faust erkundet werden darf. Der Weg dorthin führt uns von Vetlanda auf der Inlandsvägen 47 Richtung Oskarshamn und nach wenigen Kilomtern folgt man links der sehr guten Beschilderung mitten in die schwedische „Pampa“. Hier stehen wir für heute Nacht auf dem Parkplatz mitten im Wald, der Ruf eines Elches zur abendlichen Stunde inbegriffen.

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