Die Nacht in der Hängematte war ausgesprochen erholsam. Im Gegensatz zur Luft im Bus wehte mir die ganze Nacht eine kühle Brise um die Ohren. Leider auch die Mücken, teilweise hatte man das Gefühl an mehreren Stellen gleichzeitig gestochen worden zu sein. Ich lasse meine Blicke über den Rand der Hängematte schweifen und schaue über den Platz. Kurz davor ist das erste Womo aus der Schweiz bereits abgefahren. Es ist früh, aber nicht zu früh.

Die Sonne steht schon etwas höher als ich mich endgültig entscheide aus der Hängematte zu purzeln. Ein prüfender Blick auf die Uhrzeit am Telefon: es ist kurz nach 7 Uhr. Ich linse durch das Beifahrer-Fenster und schaue nach Michel, aber ich sehe nichts. Vorsichtig und leise öffne ich die Türe und halte den Vorhang etwas auf die Seite. Der Platz von Michel ist verwaist. Also hat er sich wie erwartet in der Nacht zu Mama in die erste Etage begeben? Nein, das ist er auch nicht. Er ist wohl erst kurz vorher wach geworden. Ich versuche so leise wie möglich das nötige Equipement für einen Kaffee aus unser Küchenbox zu holen. Der Platz ist recht schmal und das Gras schnell sehr hoch, so dass ich wenig Platz zum manövrieren habe. Wie fast jeden Morgen stolpere ich über meine eigene Unzuverlässigkeit. Ich habe wieder vergessen am Abend vorher Kaffee zu malen. Die Kinder würden sich bedanken wenn ich die Bohnen morgens im Bus mahlen würde. Leise öffne ich die Schiebetüre und angle mir das alte Kaffeepulver vom letzten Jahr aus dem Bus. Besser als nichts…

Während ich mit meiner Tassee Kaffee vor der Rezeption des Campingplatzes auf einer Bank sitze, eine Reihe von Blogposts schreibe und die passenden Bilder dazu heraus suche, kommt Miriam um die Ecke auf der Suche nach einer Toilette. Jetzt wo es auf 9 Uhr zugeht ist viel Betrieb auf dem Platz und es fällt nicht weiter auf, wenn wir die Einrichtungen für die Notdurft nutzen. Ausserdem gibt es in der Rezeption ein reichhaltiges Angebot an Brötchen. Wir bezahlen mit der EC-Karte, Bargeld haben wir ja seit gestern Abend überhaupt keines mehr. Miriam kehrt wieder zum Bus zurück, während ich mich wieder auf die Bank gegenüber der Rezeption verziehe und die Blogposts veröffentliche. Als ich dann alles erledigt habe kehre ich ebenfalls zum Bus zurück und bin erstmal überrascht. Die Kinder putzen gerade die Zähne und haben schon gefrühstückt. Fast alles ist verräumt und der Bus eigentlich fertig für die Abfahrt!

Als wir beim Campingplatz auf die Straße einbiegen folgend wir der Straße Richtung Falsterbo Innenstadt. Wobei Innenstadt übertrieben ist. Falsterbo gleicht einer alten, aber reichen Feriensiedlung mit überwiegend wunderschönen und gepflegten Bausubstanz. Die Gärten sind Schweden typisch sehr liebevoll gepflegt. Nur das hier auf dem Rasen ein Robotor für die Schnitt des Rasens sorgt und in den Einfahrten eher Marken wie Porsche, Tesla und Audi stehen.

Badestrand in Skanör
Badestrand in Skanör

Am Pizza-Imbiss von gestern vorbei folgen wir dem Weg meiner Suche nach einem Bankomat vom Vortag. Am Golfclub Falsterbo parken wir auf einem offiziellen Parkplatz und queren den Golfplatz zu Fuss. Auf der anderen Seite steht Schwedens südlichster Leuchturm. Wir haben schon einige Leuchttürme in Schweden gesehen, dieser ist leider der unspektakulärste. Wir kehren zurück und suchen einen Weg heraus aus Falsterbo Richtung Skanör. Am Strand von Skanör vermuten wir die kleinen Strandhäsuchen die Merle im Reiseführer gesehen hat und unbedingt besichtigen möchte.

Am Ende hilft uns das Navigationsgerät, was uns aus den wirren der kleinen Gassen von Falsterbo zuverlässig die wenigen Kilometer nach Skanör an den Hafen bringt. Es ist jetzt um die Mittagszeit und die Straßen und Parkplätze füllen sich merklich. Der Parkplatz am Hafen von Skanör ist bei unserer Ankunft hoffnungsvoll überfüllt. Aber bei der zweiten Runde entdecke ich einen freien Platz auf einem Wohnmobil-Parkplatz für Tagesgäste. Ein überdimensioniertes Wohnmobil zur Straße hat den Blick auf den freien Platz verstellt. Glücklich einen Platz ergattert zu haben lösen wir pflichtbewußt ein Parkticket für zwei Stunden und schlendern über das Hafengelände zum links davon gelegenen Sandstrand. Dort haben wir auch die kleinen Häuschen ausgemacht. Aber bevor wir etwas anderes machen stürzen wir uns erstmal in die Fluten des Meeres. Die Wasserqualität ist hier unglaublich gut, so klar und sauber habe ich noch keinen Strand in Schweden erlebt. Auch sonst war der Strand relativ sauber, trotz der weiter strömenden Massen. Zwar ist es noch nicht so Schlimm wie in Melbystrand, nur 50 Meter weiter liegt fast niemand mehr, aber lange aushalten werden wir es hier trotzdem nicht. Zumal die Sonne wieder unaufhörlich auf uns niederbrasselt. Trotzdem werden wir hier nicht das letzte mal sein.

Nach der Abkühlung bersorgt Miriam noch einen Kaffee und etwas zum snacken. Merle und ich laufen über den heißen Sand auf die Dünen und schauen nach schönen Motiven für unser eigenen Strandhaus-Bild mit Meerblick. Pünktlich zum Ablauf des Parktickets kehren wir zurück an den Bus. Wir verlassen diese Landzunge und haben auf dem Weg zurück nach Höllviken Glück mit dem Verkehr, die Ampeln an der Uferstrasse sind gnädig zu uns. Direkt hinter Höllviken biegen wir links ein und folgen dem Schild zu einem Vikinger-Museum „Fortevikens Museum„. Nach unsere schlechten Erfahrung am Asnen bin ich kritisch einem Besuch eingestellt, zumal der Eintritt für eine Familie mit 24 € nicht gerade günstig ist.

Das Freilicht-Muesum ist eine alter Wikinger-Festung die sehr liebevoll hergerichtet ist. Auf dem ganzen Gelände sind als Wikinger verkleidete Menschen verteilt, die einem bei eizelnen Häusern alles genau erklären. Michel backt z.b. ein Brotfladen und darf ihn mit Honig bestreichen. Man kann einer Frau bei weben zuschauen und kann hautnah erleben, was passiert wenn ein Wikinger seine Steuern nicht bezahlt hat. Ingesamt kommt das Museum sehr gut bei den Kindern an und wir kehren erst nach 16 Uhr zurück zum Bus. Die 24 € waren gut angelegt, auch wenn das Museum seine besten Tage schon gesehen hat. Einige Gebäude oder Einrichtungen sind bereits baufällig und sollten dringend erneuert werden.

Nach einem weitern kurzen Snack verlassen wir die Südspitze endgültig wieder und halten auf Malmö zu, fahren auf den Ring um Malmö vorbei und im Norden wechseln wir auf die Autobahn nach Lund. Merle möchte dort gerne noch einmal im Coop einkaufen und da wir eh noch etwas für das Abendessen benötigen machen wir eben noch einen kleinen Umweg nach Lund. Die Sonne scheint dort gnadenlos heiss auf uns herab, wir laufen im Schutz der Hauswände von Schatten zu Schatten. Warum Merle in diesen Coop wollte? Dort gab es ein kleines Regal mit Artikeln aus den USA. Wir kaufen drei Packungen Reese’s und Merle verlässt glücklich den Laden. Nach der Rückkehr zum Auto verstauen wir die Einkäufe im Kühlschrank. Was wie immer gleichbedeutend mit einer Runde Tetris im echten Leben darstellt. Nach einer viel zu langen Wartezeit auf einen verspätenden Toiletten-Gänger in der Brut-Hitze verlassen wir Lund Richtung Nord-Westen Richtung dem wenige Kilometer entfernte Lomma.

Dieses Jahr ist Lomma das Symbol für den Anfang und das Ende. Nach den letzten Tagen brauchen wir dringend eine schöne warme Dusche und die Sanitär-Einrichtungen waren neben der Lage direkt an der Brücke einfach top. Auf dem Platz angekommen, bekommen wir wieder den gleichen Platz zugeteilt. Doch die Zeltwiese ist heute viel voller als bei unserem letzen Besuch. Wir geben schon fast auf, als eine niederländische Familie winkt und einen Rastbank mit Tisch für uns zur Seite rückt, so das wir mit dem Bus neben ihr Zelt passen. Wir bedanken uns für soviel Freundlichkeit und nehmen den Platz gerne an, auch wenn es nur noch 2 m zu dem jeweiligen Nachbarn ist. Es ist ja nur noch für eine Nacht. Merle geht als erste duschen und bringt schlechte Neuigkeiten mit. Es gibt kein warmes Wasser mehr! Damit ist dann auch klar, das wir die Dusche auf morgen verschieben.

Zum essen macht uns Miriam wieder einen Salat und ich brate dazu Lachs in der Pfanne. Die Kinder bekommen das letzte mal schwedische Speck-Pfannenkuchen. Nach dem essen gibt es zwar kurz etwas Theater wegen dem abspülen, das klappt aber dann doch alles gut und wir sitzen noch gemeinsam um den Tisch und spielen „Arme Socke“. Eigentlich wollten wir in diesem Urlaub den Kindern Mäxchen beibringen, doch der Urlaub war dafür irgendwie zu kurz. Merle schläft heute das letzte mal in der Hängematte, der Rest im Bus! Zuvor muss ich mit ihr aber nach vorne an das Café. Wichtige Dinge im Internet sind zu erledigen und sie möchte nur ungern dort in der Dämmerung alleine sitzen. Zusammen sitzen wir eine Zeit vor dem verlassenen Café im Aussenbereich, bis alles erledigt ist und ich von meinem Wachdienst entlassen werde und ins Bett gehen darf.  Morgen geht es dann über die Brück nach Dänemark. Ob wir schon morgen nach Kassel heimkehren? Wir wissen es selber noch nicht. Am liebsten schon, aber die ganze Strecke an einem Stück?

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