Heute ist ein Langschläfer Morgen, zumindest für 4/5 der Familie. Ich stehe wie gewohnt kurz nach 7 Uhr auf und gehe meinem Morgenritual nach: Kaffee kochen und Tagebuch schreiben. Diesmal habe ich vorgesorgt und mir am Vorabend in der neuen Kaffeemühle bereits Bohnen gemahlen, da schmeckt der Kaffee gleich viel besser. Dabei sitze ich am See und genieße die Morgensonne, die schon eine beträchtliche Wärme entwickelt hat.
Kurz vor 8 Uhr ist mir langweilig und beschließe den örtlichen Supermarkt zu Fuss aufzusuchen, schliesslich möchte die Herde nach der Bettruhe gerne frische Brötchen. Vorne an der Straße biege ich ab Richtung Kalv, der Campingplatz liegt neben der Kirche etwas ausserhalb der Ortschaft, und folge der Straße. Nach ca. 1000 m sehe ich den Supermarkt, der aber leider erst um 9 Uhr öffnet. Ich setze mich davor auf eine Bank und finde ein offenes WIFI-Netz. Das WIFI-Netz ist so offen und mir so langweilig, dass ich mit dem Standard-Passwort aus der Bedienungsanleitung (habe ich im Internet nachgeschaut) sogar auf die Konfigurations-Oberfläche des Routers komme. Ich verstelle natürlich nichts und nutze stattdessen die Hilfsbereitschaft des Anbieters und lade mir noch Musik herunter und lese über die aktuellen Ereignisse in der Welt und in Schweden. Waldbrände, Trump, usw. Es gibt derzeit schönere Beschäftigungen im Urlaub.
Gegen 8:45 Uhr kommt ein Auto, parkt hinter dem Supermarkt, ein junger Kerl steigt aus und begrüßt mich freundlich. Er öffnet den Laden und geht seinen Tätigkeiten nach. Kurz vor 9 Uhr öffnet er den Laden, aber ich warte noch ab bis es tatsächlich 9 Uhr ist. Während dessen kommt ein zweites Auto mit schwedischen Kennzeichen und parkt auf dem Kundenparkplatz. Drei Schweden steigen aus und betreten den Markt. Ich folge ihnen und komme genau richtig. Der Mann der den Laden zuvor aufgeschlossen hat kommt mit einem Tablet frischer Brötchen. Ich packe ein was wir benötigen, kaufe noch ein paar andere Kleinigkeiten wie einen frischen Orangensaft und mache mich nach dem bezahlen auf den Rückweg zum Campingplatz.
Auf dem Platz ist mittlerweile Leben eingekehrt und auch die eigene Familie ist größtenteils auf den Beinen. Wir bereiten das Frühstück vor dem Bus vor. Ich mache noch kurz einen Abstecher in die Rezeption und reserviere uns ein Ruderboot mit Außenborder, damit wir nach dem Frühstück wie geplant den See erkunden können. Es ist dann auch schon 12 Uhr bis wir gefrühstückt, aufgeräumt und für den Tagesausflug gepackt haben. Bei der Übergabe des Motors muss ich mir kritische Fragen anhören und eine langer Erklärung auf was ich alles achten muss, insbesondere auf Grund des geringen Wasserstandes ist der Vermieter sehr in Sorge um seinen Motor. Ich beantworte die Frage zu meiner Erfahrung mit dem Umgang eines Aussenborders nicht ganz Wahrheitsgemäß um den Vermieter nicht unnötig zu beruhigen.
Ich bekommen den Aussenborder in die Hand gedrückt und trage ihn nach unten zum Boot. Dort suche ich uns ein entsprechend großes Boot aus (ich muss es ja nicht rudern, dachte ich) und montiere den Motor. Anschliessend tragen wir unser ganzes Gerümpel zum Boot, beladen es und starten unsere Mission. Wir sollen erst mal 50 Meter in den See rudern und dort erst den Motor starten. Das tun wir auch brav und ich mache mich auf dem See mit der Funktionsweise des Motors vertraut. Das anlassen macht die ersten Probleme, bis ich daran denke den Choke zu ziehen. Auch dann geht der Motor kurz darauf wieder aus, aber beim dritten Anlauf klappt es auch und wir brettern über den See. Das ist natürlich übertrieben, bei der Größe des Bootes und der Anzahl der Personen kommen wir bei Vollgas langsamer als gedacht voran.
Wir wollen erstmal an die Südspitze des Sees fahren, die wir vom Campingplatz aus nicht sehen können. Auf halber Strecke machen wir eine Erkundungstour auf einer der Inseln. Schilder weisen darauf hin, das das betreten der Insel von März bis Mitte Juli zum Schutz der Vögel und ihrer Brutstätten nicht betreten werden darf. Da kommen wir ja genau richtig! Kurz darauf geht aber bereits weiter und wir werfen die Angel während der Bootsfahrt aus und schleppen sie hinter uns her. Mattes kümmert sich um das Angelgerät, während ich das Boot steuere. Dann ist es soweit: Mattes hat etwas am Haken. Ich stoppe den Motor und übernehme von Mattes die Angel und hole den Haken ein. Daran zappelt ein schöner Hecht – aber leider mit 30 cm etwas zu klein. Hechte dürfen erst ab 45 cm aus dem See geholt werden. Leider hat sich der zweite haken an den Kiemen des Hechts verfangen, weshalb es kein leichtes unterfangen ist den Hecht davon zu befreien. Mit vereinten Kräften gelingt Miriam und mir und der Hecht zappelt wieder in der Freiheit. In einer Mischung aus Enttäuschung und Freude starten wir den Motor und fahren weiter. Irgendwie überwiegt dann doch die Freude den Fisch nicht töten und ausnehmen zu müssen. Auf der anderen Seite hat Mattes endlich einen richtigen Fisch gefangen und auch wenn wir nichts weiter fangen haben wir erreicht was wir wollten.

Wir steuern auf einen Biwakplatz am Ufer an wo einige Schweden ihr Lager aufgeschlagen haben und frisch gefangen Fisch grillen. Der Duft verteilt sich betörend im Wald. Wir machen eine kurze Badepause und ich versuche vom Ufer aus zu angeln. Als wir uns wieder los machen geht der Motor nach wenigen 100 Metern wieder aus. Der Grund dafür ist schnell gefunden, das Benzin ist alle. So eine S***** denken wir uns. Wir befinden uns in der Mitte des Sees, zwischen Bökenäs und Lommaholmen. Mit Mühe können wir den Kirchturm von Kalv ausmachen, direkt daneben liegt unser Campingplatz. Wir überlegen kurz ob wir wieder an das Ufer zurück kehren und einer sich zu Fuss auf den Weg macht, nach einem Blick auf die Karte verwerfen wir das vorhaben und machen das einzig Vernünftige. Ruder raus und los geht es.
Mal ich, mal Miriam, mal beide zusammen rudern wir fast zwei Stunden, bis wir endlich den Badesteg erreichen. In der Zwischenzeit habe ich den Verleiher mehrmals zum Teufel gewünscht. Warum hat er uns nicht gewarnt? Ich hatte doch gesagt, dass wir den See erkunden wollen. Bis zum Hafen war es uns zu weit. Die Kinder die nach einer Stunde eigentlich eh keine Lust mehr hatten und durch den Ausfall des Motors endgültig bedient waren, sprangen glücklich an Land und waren am Boot erstmal nicht mehr gesehen. Miriam hat einen Kanister Benzin an der Rezeption organisiert und wir tuckern mit dem Boot zurück an den Hafen. Dort legen wir das Boot bis zum Abend an.
Den restlichen Nachmittag verbringen wir mit relaxen und baden. Mattes hat die Angelschnur seiner neuen Rolle so verheddert, dass wir einen großen Teil der Schnur erstmal abschneiden mussten. Zum Glück ist die neu und entsprechend viel Vorrat auf der Rolle. Merle und Miriam machen noch einen Spaziergang zum Supermakt. Wir wollen noch etwas Salat und Merle benötigt ein Hotspot. Zwar gibt es auf dem Campingplatz freies WIFI, mir ist es aber nur einmal am vorherigen Abend gelungen mich damit zu verbinden.
Als die beiden zurück kommen, haben die beiden noch zusätzlich Tiefkühl-Brocoli dabei. Mit der Pesto von daheim, der Zuccini-Basilikum-Pesto aus dem Coop in Schweden und dem Brocoli gibt es eine lecker Pasta. Sogar den Jungs schmeckt es! Von der Zuccini in der Pesto haben wir aber vorsorglich auch nichts erzählt.
Nach dem essen verabschieden wir uns von den Kindern und fahren mit dem Boot auf den See. Zu zweit versuchen wir erfolglos unser Glück. Nach einer Stunde bringe ich Miriam zurück zum Steg. Während sie den Kindern am See auf einem Felsen mit schönem Blick über den See eine Gute-Nacht-Geschichte liest, bin ich noch eine weitere Stunde auf dem See und werfe die Angel aus. Der See in der Dämmerung ist wunderschön. Am Himmel sind von Blau bis Violett alle Farbtöne enthalten die sich im Wasser spiegeln. Ich tuckere noch etwas über denn See und kehre dann zurück zum Steg. Die Kinder sind auf dem Weg ins Bett. Wir sitzen noch kurz zu zweit vor dem Bus und gehen dann ebenfalls ins Bett. Morgen geht es weiter an das Meer an der Westküste und somit wieder näher an die Heimat.