Nach dem aufstehen mache ich mir einen Kaffee oben in der Küche und setze mich vor dir Rezeption in die Morgensonne. Der Hotspot funktioniert wieder nicht, also trinke ich meinen Kaffee und kehre anschliessend zurück zum Bus. Miriam steht ebenfalls auf und wir beginnen zusammen die Sachen zusammen zu packen. Um 9 Uhr bringe ich den Motor und die Schwimmwesten zurück. In den Morgenstunden habe ich mir noch überlegt eine spontane Angeltour alleine zu unternehmen, aber irgendwann kam die Einsicht!
Während ich den Motor zurück gebe bezahlt Miriam den Campingplatz. Zwei Übernachtungen, eine Angelkarte für zwei Tage und ein Motorboot kosten 1100 Kronen, also etwa 110 Euro. Mit der Zeit werden auch die Kinder wach und gehen zum Frühstücken an einen Tisch mit Bänken am See. Bis alles verpackt ist sind die Kinder ebenfalls fertig. Wir spülen schnell die Teller und das Besteck mit Wasser aus.
Die Uhrzeit zeigt 10:15 Uhr. So früh wie heute sind wir schon lange nicht mehr los gekommen, aber uns zieht es jetzt ans Meer. Wir fahren entlang der Westküste des Kalvsjö bis an die Südspitze und biegen dort auf die Reichsstraße Richtung Westen und folgen ihr, in Ullared und dem Gekas vorbei bis nach Varberg. Dort biegen wir auf die Autobahn E20 ein und rollen mit 120 km/h Richtung Süden. Vorbei an Halmstad verlassen wir auf Höhe Melbystrand die Autobahn und fahren die Küstenstraße entlang bis wir an einer Abzweigung abbiegen und Richtung Sandstrand fahren. Melbystrand ist der längste Sandstrand Schwedens. Als wir 2012 das letzte mal hier waren konnte man noch mit dem Auto den Strand entlang fahren. Heute sind schwere Beton-Boller die den Strand absichern. Vermutlich ein Ergebnis der Anschläge von Nizza.
Dennoch stehen unzählige Autos auf dem Strand, viel mehr als ich es in Erinnerung hatte. Teilweise stehen sie nur wenige Meter von der Brandung entfernt und die Inhaber liegen im Schatten daneben. Schon etwas Skuril – aber das ist auch ein Bild von Schweden. Wir müssen nicht lange suchen und finden eine Parkbucht, packen die Badesachen ein und gehen an den Strand. Das kühle Nass tut uns alle gut und wir toben in den flachen Wellen. Als alle abgekühlt und erfrischt sind, kehren wir an den Strand zurück und legen uns in den warmen Sand. Miriam holt Obst aus dem Bus und bereitet einen kleinen Snack. Wir verbringen fast 2 Stunden auf dem eigentlich überlaufenen Strand eher wir unsere Sachen wieder einpacken und weiter fahren. Nach den letzten Tagen ist Melbystrand ein Kulturschock gewesen – vergleichbar mit dem Besuch im Gekas.
Eigentlich war unser heutiges Ziel der Campingplatz in Lomma und von dort ist ein Tagesausflug an die Südspitze geplant. Wir sind recht früh dran und entschliessen uns direkt an die Südspitze zu fahren und den Wohnmobil-Stellplatz (Womo-Stellplatz) in Falsterbo neben dem Campingplatz anzusteuern. Wir kommen gut bis Höllviken durch, im Ort aber staut es sich an der Küstenstraße gewaltigt. Ursache dafür sind verschiedene Ampeln die einen Rückstau verursachen. In der Gegenrichtung ist es noch heftiger und es staut sich fast bis Falsterbo zurück. Heute wollen wir hier nicht mehr weg! Aber auf dem Campingplatz in Falsterbo folgt die Ernüchterung. Sowohl der Stellplatz als auch der Campingplatz sind ausgebucht. Wir parken den Bus neben anderen Wohnmobilen auf dem Badegäste-Parkplatz daneben. Eine kurze Umfrage unter den Campern ergibt, alle werden diese Nacht hier übernachten. Also parken wir den Bus auf einem Seitenstreifen im Schatten mehrerer Bäume. Hier könne wir ggf. auch eine Hängematte aufhängen.
Während Miriam und ich den Bus parken, machen die Kinder eine kurze Visite am Meer, kommen aber gleich wieder zurück. Wir entschliessen uns nach Falsterbo zu laufen und dort gemeinsam Essen zu gehen. Die Kinder wünschen sich endlich Pizza und wir wollen ihnen gerne diesen Wunsch erfüllen. Entlang der Küste verläuft hinter den Dünen im Hinterland eine Rad- und Wanderweg. Wir folgen ihm an vielen Parkplätzen und Park-ähnlichen Flächen bis wir an den Ortsrand von Falsterbo kommen.
Falsterbo ist ein kleiner Badeort mit einer wunderschönen alten Infrastruktur. Die Häuser sind teilweise sehr alt, aber wunderschön herausgeputzt. Die Immobilienpreise sind hier sicherlich nicht günstig. vor dem Gebäude der Touristeninformation wirbt ein Schild mit dem Weltmeister im Pizzabacken. Wir hatten eigentlich ein anderes Ziel, bleiben aber neugierig stehen. Der Weltmeister bietet nur 4 verschiedene Pizzen und eine Tagespizza an. Zum Preis von 159 Kronen wechselt hier eine Pizza ihren Besitzer. Das ist uns zu heftig, zumal die Pizzen auch nicht so weltmeisterlich aussehen. Wir laufen weiter Richtung Fasterbo. Dort haben wir Falsterbopizzen ausgemacht, die sowohl bei Google als auch bei TripAdvisor sehr gute Kritiken bekam. Der Laden ist Teil von drei Imbissen die zusammen in einem Flachbau neben einer Bushaltestelle residieren.
Es ist kurz nach 18 Uhr als wir dort antreffen und in der Pizzaria ist noch relativ wenig los. Wir wählen 5 Pizzen und müssen 40 Minuten darauf warten. Ausserdem können wir nur Bar bezahlen, wir haben aber nur noch 150 Kronen. Der nächste ATM soll am 5 Minuten entfernten ICA Supermarkt befinden. Während ich mich auf dem Weg durch das schöne Falsterbo mache, kaufen Miriam und die Kinder noch Getränke und machen es sich vor dem Impiss in einer Eckgruppe bequem.
Der ICA ist allerdings der falsche und die 5 Minuten bezogen sich auf die Autofahrt und nicht auf den Fussweg. Der richtige ICA mit ATM ist in Skanör, ca. 30 Minuten Fussweg. Ich rufe Miriam an und wir besprechen die Lage. Daraufhin spricht sie mit den Leuten vom Imbiss die zum einen auch bereit sind Euros anzunehmen und zum anderen auch anbieten, dass wir erst am nächsten Tag bezahlen. Sehr freundlich. Nach dieser Neuigkeit kehre ich um und mich trifft fast der Schlag als wieder zurückkehre. An den Imbissen ist jetzt der Teufel los und fast alle Parkplätze davor sind belegt. Die Pizzabäcker arbeiten in einem Wahnsinnigen Tempo und arbeiten die Bestellungen ab. In dem kleinen Kabuff ist eine tierische Hitze und die Besitzerin wischt liebevoll einem Pizzabäcker den Schweiss aus dem Gesicht. Dabei haben sie eine unglaublich tolle Stimmung. Wir erhalten unsere Pizzen und bezahlen 25 € und 150 Kronen. Nach meiner Rechnung sind das dann fast 5 € Trinkgeld – für soviel entgegenkommen ist es uns das alle mal Wert. Zumal wir gar nicht daran denken wollten wie die Stimmung bei den Kindern gewesen wäre, wenn wir die Bestellung wieder hätten stornieren müssen.
Wir genießen die Pizza in unserer Ecke. In der Tat sind die Pizzen sehr lecker, auch wenn sie typisch schwedisch sind. Der Schinken ist in schmale Streifen geschnitten und insbesondere die Calzone ist überbelegt mit Schinken. Das kenne ich noch vom letzten mal Pizza in Schweden. Aber was Zuviel ist kann ja entfernt werden, zu wenig wäre eher ein Thema gewesen. Hungrig verschlingen wir die Pizzen und am Ende bleibt nur eine knappe Pizza übrig. Im Kiosk holen wir uns noch Eis und machen uns auf den Heimweg. Allerdings machen wir einen Umweg über den wunderschönen, ebenfalls sehr langen Sandstrand, und verzehren unser Eis dort am Sandstrand.
Hier am Sandstrand machen wir die erste Bekanntschaft mit den Mücken. Soviel wie hier haben wir in unserem gesamten Schweden-Urlaub noch nicht angetroffen. Fröhlich stechen sie einen wo es nur geht und auch das Ant-Mücken-Spray hilft nur kurzzeitig. Müde und Satt fliehen wir zum Bus zurück und machen alles startklar für die Nacht. Die Hängematte wird neben dem Bus zwischen den Bäumen aufgehängt. Damit notfalls aber alle im Bus schlafen können und es nicht gar so eng wird, bauen wir mit den zusätzlichen Decken und der Matratzenauflage von unten ein Notbett für Michel über dem Fahrer- und Beifahrer sitz. Merle und Mattes schlafen unten und Miriam und ich sollen oben schlafen. Michel findet sein Bett Klasse, nach ein paar Minuten beklagt er sich aber über die Wärme. Die ist aber überall im Bus, ganz besonders im Bett unter dem Dach. Nachdem die Kinder in den Betten liegen und hoffentlich bald schlafen werden, packen Miriam und ich noch unsere Badesachen. Es ist zwar schon fast dunkel, wir wollen aber trotzdem noch eine Runde an den Strand und ins kühle Nass springen.
Wir sehen im Meer kaum mehr etwas und es ist durch einen leichten Wind auch etwas frisch zum Baden geworden, so dass wir nur durch das Wasser waten und dann zurück kehren und am Strand entlang spazieren. Dabei entdecken wir am Rande des Badestrandes schöne Skulpturen die in den Sand eingearbeitet sind. Beim nähren Betrachten erkennen wir ein Schildkröte, ein Krake und eine Seepferdchen. Letzteres ist besonders hübsch gelungen. Als wir zurück zum Bus kehren legt sich Miriam direkt ins Bett. Ich bleibe noch einen Moment in der Hängematte ehe ich mich ebenfalls ins Bett legen möchte. Im Bus ist es aber so warm, das ich direkt wieder umkehre. Unter dem Arm Decke und Kissen – mein Nachtlager wird die Hängematte sein.