Erster möglicher Abfahrtstag – und der Zeitpunkt verstreicht. Ich wache zwar wieder kurz nach 6 Uhr das erste mal auf und schaue auf die Uhr, schlafe dann aber doch wieder ein. Als ich das zweite mal aufwache zeigt die Uhrzeit 7:43 Uhr. Ich stehe auf, mache mir einen Kaffee und stelle mir einen Stuhl in die Morgensonne. Wie gewöhnlich im Camping Urlaub gehört mir die erste Stunde in der Regel alleine. Um mich herum erwacht der Campingplatz. Merle hat die letzte Nacht in der Hängematte verbracht und linst über den Rand zu mir rüber. Sie hat gut geschlafen, macht aber keine Anstalten irgendwas an ihrer Position zu verändern. Ich mache mir einen zweiten Kaffee und warte. Erst gegen halb zehn dringen aus dem Bus Geräusche. Ich blicke zum Klo-Haus, registriere eine wartende Person, öffne die Schiebetüre einen Spalt und gebe die Anzahl der Personen in der Warteschlange an die noch im Bett liegenden. Das prvoziert eine Reaktion, Mattes und Michel kommen relativ schnell aus dem Bus und flitzen Richtung Toilette. Meine Vermutung scheint sich zu bewahrheiten.
Merle und Mattes organisieren an der Rezeption frische Brötchen und wir Frühstücken gemeinsam auf unserem Platz. Heute relativ unspektakulär mit Marmelade, Käse und Wurst. Während dessen ist es 10 Uhr durch, nichts ist gepackt und bezahlt ist auch noch nichts. Also entschliessen wir uns eine weitere Nacht auf Vildmarkscamoing dran zu hängen. Warum auch nicht, ist schön hier! Kurze Zeit später erreicht mich eine Nachricht von unseren Freunden aus Kiel: Jonas ist erkrankt uns sie kehren zurück nach Kiel. Somit werden wie sie zumindest in Schweden auch nicht mehr treffen können. Vlt fahren wir ja aber auf der Rückfahrt noch einmal in Kiel vorbei.
Das Frühstück geht fliessend in eine Runde „Ich packe meine Koffer“ über. Diese spezielle Variante muss ich bei Gelegenheit mal vorstellen. Mir zumindest macht das einen großen Spaß. Wir packen die sieben Sachen vom Frühstück ein und Mattes, Michel und Miriam spielen weiter. Merle verzieht sich mit dem Tolino in ihren Liebelingspatz. Ihr könnt euch denken wo der ist? Richtig, in der Hängematte. Der Nachteil wenn man so früh wieder wach ist, es fehlt einfach an einer kleinen Mütze schlaf. Ich lege mich oben in den Bus für ein Mittagsschläfchen – es ist ja auch schon kurz nach 12 Uhr. Leider hat sich das nicht bei allen Familienmitglieder durchgesprochen, jedenfalls geht die Schiebetüre alle paar Minuten wieder auf und zwar immer genau dann, wenn ich gerade am wegschlummern bin. Kurz vor 14 Uhr kommt dann Miriam und fragt ob wir langsam mal los können. An schlaf ist auch nicht mehr wirklich zu denken, also stehe ich auf und wir machen den Bus startklar. Besser gesagt Miriam macht den Bus startklar. Ich sitze am Tisch und brauche einen Moment die Dösigkeit wieder abzulegen und in die Hufen zukommen. Die Kinder machen weiter ihre Spiele und kümmern sich auch nicht wirklich. Dabei wollen wir doch heute endlich wirklich zu den Wikingerspiele in Alshult.

Irgendwann schaffen es wir es dann doch und fahren wie gestern Nach Älshult. Die Wikinger-Spiele besteht aus 4 Zelten und einigen Stände. Man sieht wie die Wikinger handwerklich gearbeitet haben und es findet eine Wikinger-Schule statt, wo Kinder lernen zu kämpfen. Unsere Jungs finden das nicht wirklich aufregend, zumal alles auf schwedisch oder alternativ auf englisch stattfindet. Bald sitzen alle am Rand im Schatten und wir beschliessen noch einen Abstecher im Cafè zu machen. Anschliessend fahren wir zurück zur Reichsstraße und fahren zurück. Bevor wir aber Richtung Hättaboda abbiegen gehen wir noch einmal in Ryd frischen Salat kaufen. Als wir die letzten Meter zum Campingplatz auf der Schotter Piste dahin rollen, kommt uns ein Krankenwagen entgegen. Wir haben ein ungutes Gefühl, der muss eigentlich vom Campingplatz kommen. Zumindest ist die Chance groß dafür. Allerdings hat er kein Blaulicht an und die beiden Sanitäter sehen relativ entspannt aus. Auf dem Campingplatz fahren wir an dem Platz zweier Motorradfahrer vorbei, ein älterer Mann und seine Tochter. Miriam hat sich in den letzten Tagen öfter mit dem Herrn unterhalten. In ihrer ersten Nacht, haben sie gegenüber unseres Platzes ein Notlager aufgeschlagen, da sie ein Tag früher als geplant angekommen waren.
Auf deren Platz ist großes treiben, aber wir erkennen weder den Herrn noch seine Tochter. Nachdem ich den Wagen auf unserem Platz geparkt habe laufe ich zum See hinab. Mein schlechtes Gefühl in der Magengegend hat sich verstärkt und ich möchte nachsehen was da los ist. Die Gruppe besteht überwiegend aus der Gruppe von Dänen die bei uns gegenüber ihr Quartier haben. Die Gruppe ist damit beschäftigt, die Zelte auszuräumen und alles zu packen. Es bewahrheitet sich die Befürchtung, der Krankenwagen könnte vom Campingplatz kommen. Der Herr hat in unserer Abwesenheit einen Herzinfarkt bekommen und hat es leider nicht mehr geschafft. Für ihn kam hier draussen leider jede Hilfe zu spät. Die junge Frau hat ihren Vater im Krankenwagen begleitet.
Im Gespräch mit Miriam hat er von Schmerzen an der Brust berichtet, es aber auf einen Stürz mit dem Motorrad in der vergangenen Woche geschoben. Unsere Stimmung sinkt auf den Tiefpunkt, auch wenn ich selber kaum ein Wort mit dem Mann gesprochen habe, bin ich doch von diesem Schicksal berührt. Die ganzen Habseligkeiten wurden in der Rezeption verstaut, nur noch die zwei Motorräder hielten Totenwache. Für unseren restlichen Aufenthalt werden diese uns an die beiden Gäste erinnern. Die Unbekümmertheit eines Urlaubs in Schweden ist vorrübergehend wie weg gepustet.
Aber das leben geht trotzdem weiter. Zum Abendessen möchten wir Grillen. Auf Grund der verschärften Brandschutz-Warnung ist selbt das Grillen mit Brikets im Grill verboten, so dass wir auf die offiziellen Feuerstellen ausweichen müssen. Auch hier werden wir später fast vertrieben, wir durften aber noch alles fertig Grillen und mit zwei Eimern Wasser das Feuer löschen. Der Grund hierfür ist einfach und einleuchtend: Aus dem Camp gibt es nur einen Fluchtweg, daher ist es im Interesse aller, wenn kein Feuer im Camp ausbricht. In dieser Gegend hat es in den letzten drei Monaten keinen Regen mehr gegeben. Die paar Tropfen in den letzten Tagen war nur der Tropfen auf den heissen Stein.
Wir haben aber erstmal ein anderes Problem. Mehrere Gruppen konkurrieren um die eine Feuerstelle und so müssen wir leider länger warten bis wir tatsächlich dran kommen. Die Brikets sind natürlich fast abgebrannt. Wir legen neue nach und warten eine halbe Ewigkeit bis sie ansatzweise durch geglüt ist. Aber die Hitze ist irgendwie erbärmlich. In Schweden hat Grillen irgendwie noch nie funktioniert. Bis die Würste halbwegs gar aussehen sind sie Trocken ohne Ende. Die Kinder sind so ausgehungert, das jeder ratz fatz trotzdem eine Wurst vertilgt haben. Nachschub möchte aber keiner, zu trocken ist die Wurst! Und ich hatte mich schon gewundert. Die Rippchen die ebenfalls im Einkaufswagen gelandet sind und zumindest für Merle das Highlight des Abend essens gewesen wäre, landet zumindest heute nicht mehr auf derm Grill. Mit reichlich Salat sind dann doch alle Satt. Den Salat kaufen wir eigentlich täglich. Keinen Salatkopf, wie in Deutschland, sondern den in Plastik verpackten und bereits gemischte Salatvariation. In Deutschland machen wir einen rießen Bogen um diese Art der Lebensmittel und zum Glück hält sich das bei uns noch in Grenzen. Hier im Campingurlaub sind die Dinger, abgesehen vom Müllaufkommen perfekt geeignet.
Während die Kinder einträchtig abspülen fange ich an den Platz aufzuräumen und zu packen. Morgen soll es weiter gehen. Als die Kinder im Bett sind, beratschlagen wir Eltern uns noch wie es eigentlich Konkret weitergeht. Osten? Westen? Süden? Oder doch wieder auspacken und einfach noch bleiben. Wir sind zu müde uns zu entscheiden. Wir würden aber eigentlich gerne was neues machen. Das spräche dann für den Westen. Zwischen Asnen und Göteborg haben wir noch viele weiße Flecken. Wir werden es sehen, morgen ist ja auch noch ein Tag.