Am Morgen ist um uns herum im Hafen alles nass. Weder können die Kinder wie gewünscht auf dem Spielplatz spielen noch ist ein Frühstück an den Bänken dort möglich. Wir packen alles zusammen, entscheiden uns für ein späteres Frühstück an einem gemütlicheren Ort und machen uns auf den Weg. Wir wollten heute Richtung Vättern aufbrechen und unterwegs das jüngste Naturschutzgebiet Schwedens besuchen, den Tivedens Nationalpark. Dazu nehmen wir von Mariestad die Inlandsvägen 202 Richtung Osten. Am Ymsen folgen wir dem Rat des Womo-Führers für Südschweden und biegen rechts zu einem „Badplats“ ab. Am Ende der Straße erwartet uns ein unspektakulärer Parkplatz mitten im Wald. Von dort führt ein kleiner Trampelpfad zum See. Inzwischen hat es aufgehört zu regnen und die Wolken am Himmel sehen deutlich freundlicher aus. Wir packen unsere Frühstücksbox und laufen gemeinsam an den See. Der Badeplatz hat einen Sandstrand, einen langen Steg, aber leider nur Bänke. Macht nichts, denken wir, Tische werden eh überbewertet und so frühstücken wir einfach auf einer Bank, die relativ trocken ist. Die Kinder spielen im Anschluss noch einen Augenblick am Strand, während Moritz mal wieder die Angel auspackt. Sehr bald brechen wir aber wieder auf, schliesslich wollen wir heute noch wandern. Zwischen dem Unden-See im Norden und dem Viken-See im Süden fahren wir weiter Richtung Osten auf der 202 und folgen dann den Hinweisschildern des Tivedens Nationalpark.

Dort angekommen parken wir auf einem großen Parkplatz mit Information und Austellung über den Nationalpark. Der Nationalpark ist der Jüngste in Schweden und wurde anfangs der 80er Jahre eingerichtet. Seither wird in diesem Gebiet keine Forstwirtschaft betrieben und der Wald blieb weitestgehend sich selbst überlassen. Entstanden ist ein kleiner Urwald inmitten einer kleinen Seenlandschaft. Wir holen uns an der Touristik-Information einen Ratschlag für eine kleine Tour mit kleinen Kindern ab und schnüren die Wanderstiefel. Im durchaus anspruchsvollen Geländer erweisen sich das feste Schuhwerk als die absolut richtige Entscheidung.

Wir halten uns vom Parkplatz aus links auf eine Anhöhe und folgen dann dem Ufer des St. Trehörningen See etwa 1 km und folgen danach rechts der Beschilderung der Quelle. Die ganze Gegend ist übersät von teilweise meterhohen massiven Steinen, an denen man entlang oder darüber hinweg laufen muss. Die Quelle ist im Gegensatz zur Natur darum herum schon fast unspektakulär. Zwischen großen Steinen, die etwas übereinander liegen und somit eine kleine Höhle bilden, liegt darunter eine kleine Pfütze und dafür steht ein Schild, das auf die Quelle hinweist. Viel mehr ist dort nicht zu sehen. Die Kinder haben viel Spaß beim Klettern an den Felsen. Kurz nach der Quelle weist uns ein Schild auf einen Aussichtspunkt hin, zu dem eine Treppe hinauf führt. Nach 5 Minuten sind wir auf Höhe der Baumkronen und können tatsächlich über die Bäume hinweg den endlosen Wald überblicken. Teilweise sieht man Ausläufer des St. Trehhörnigen Sees und vom blauen Himmel lachen uns nur einige kleine Wölkchen entgegen. Wir essen Äpfel und einige Keckse zur Stärkung und laufen zurück zum Wanderweg und dann weiter zum Parkplatz. Dort angekommen haben wir einen Rundkurs von knapp 2 km hinter uns gebracht, der für die Kinder durchaus an manchen Punkten recht anspruchsvoll war. Wir ziehen wieder luftigere Schuhe an und fahren eine kurze Strecke mit dem Womo. Wir wollen an den Badeplatz im Tivedens Nationalpark der mit der Riviera verglichen wird und wirklich traumhaft sein muß. Dazu müssen wir den Nationalpark im Norden verlassen um ihn etwas westlicher wieder zu betreten. Der Parkplatz am „Badplats“ ist stark belegt und wir erblicken relativ viele Autos aus Deutschland, u.a. auch ein Womo aus Kassel. Unsere Kinder suchen sofort nach den Kasseler, doch eine Kontaktaufnahme kommt nicht so richtig zu Stande – typisch Nordhessen eben.

Der Badeplatz ist ansonsten wirklich traumhaft. Langer, leicht abfallender Sandstrand inmitten der von Kiefern bewachsenen Hänge des Nationalparks. Vor dem Strand im Wasser eine große Insel mit einem mit Kiefern bewachsenen Hügel. Wir liegen im Sand und geniessen die Sonne, während die Kinder am Wasser spielen. Von weiter hinten kommt ein Kanadier angepaddelt und man fühlt sich wie im Wilden Westen. Hier müssen die Karl-May-Filme gedreht worden sein.

Später verlassen wir diese Bucht und kehren dem Nationalpark ebenfalls den Rücken. Wir fahren Richtung Norden und kreuzen Tivedstorp, einem Cafe und Informationszentrum zum Nationalpark, halten uns westlich und stossen dort auf die Inlandsvägen 49, die entlang des Vättern führt. Wir peilen den nächsten Campingplatz in Aspabruk ein, der aber wegen einem Treffen von Besitzern alter amerikanischer Schlitten völlig überbelegt ist. Die ganze Stadt gleicht eher einer amerikanischen Kleinstadt in den 70ern. Überall fahren große Schlitten mit offnem Verdeck und lauter Musik oder kleine Sportwagen aus längst vergangener Zeit herum. Wir schütteln den Kopf und staunen trotzdem über das Schauspiel. Wir fahren Richtung Zentrum, da wir zumindest unsere Vorräte auffrischen wollen, der Parkplatz des ICAs ist aber ebenfalls völlig zugeparkt und durch die Stadt kommt man nur im Schritttempo. Am Ortsausgang finden wir dann doch noch einen ICA, vor dem wir mit dem Womo einen Parkplatz finden.

In unseren Karten sind Richtung Norden am Vättern weitere Campingplätze eingezeichnet und wir wollen unser Glück dort versuchen. Für die Zukunft nehmen wir uns vor, einen Campingplatz-Führer für Schweden mitzunehmen. Ehe wir uns versehen und auch nur ein weiteres Hinweisschild zu einem Campinglatz sehen, landen wir auf der Inlandsvägen 50 und biegen Richtung Hammar ab. Kurz vor Hammar überqueren wir den Vättern auf einer imposanten Brücke und können von dort einen wunderschönen Blick über den Vättern und seine Schären werfen. Der Ausblick ist einfach umwerfend und wir vergessen darüber total, ein Foto davon zu machen.

Kur nach Hammar weist uns ein Straßenschild auf einen Campingplatz hin, dem wir folgen und das uns nach Sänna an den Vättern führt. Der Platzt überzeugte zwar nicht auf den ersten Blick, der „Lagerleiter“ begrüßte uns aber, kaum dass wir ausgestiegen waren, persönlich mit Handschlag und führe uns zur Rezeption. Wenn man so freundlich begrüßt wird, bleiben wir eben und checken ein. Lust, weiter zu fahren, hatte sowieso niemand. Wir bekommen auch in der Tat einen netten Platz und grillen unser mariniertes Fleisch. So schmeckt Grillen auch wieder! Kaum sind wir fertig, wie kann es auch anders sein, fängt es an zu regnen.

Moritz lernt auf dem Platz noch Jan kennen, einen Deutschen, der vor sieben Jahren nach Norwegen ausgewandert ist und mit seiner Familie im Wohnwagen Urlaub in Schweden macht. Er lädt Moritz auf ein deutsches Bier ein und so sitzen die beiden noch bis in die Nacht unter einer Überdachung im Regen auf dem Campingplatz, bis der redselige Jan so voll ist, dass er endlich ins Bett geht.

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