Heute morgen sind wir also in Karlstad aufgewacht. Moritz bereits kurz vor 6 Uhr! Einsam zog er über den noch schlafenden Campingplatz zum Duschhaus. Alles sehr ordentlich, wenn auch nicht neu. Die Duschen sind im Preis nicht inbegriffen und eine Duschzeit von 3 Minuten kostet 5 Kronen. Nicht die Welt aber das ist die kürzeste Duschdauer auf den Plätzen, die wir bisher in Schweden aufgesucht haben. Nach der Dusche war er noch im Shop Brötchen holen und das Angebot im Shop des Campingplatzes konnte überzeugen. Die Ciabatta-Bröttchen erwiesen sich auch hier als die beste Wahl. Dunkle Brötchen meiden wir auf Grund der Süße und die hellen Brötchen sind meist zu weich, oder wie ein Schwabe sagen würde: „zu läätschig“.

Die Zeit bis der Rest der Familie aufgestanden ist, hat er mit der Lektüre unserer Reiseführer und verbracht und glänzte erstmals auf der Fahrt mit seinem angelesenen Wissen. Zuvor haben wir noch einige Stunden an dem für Kinder erstklassigen Sandstrand verbracht. Mindestens 100m geht es etwas über knöcheltief ins Wasser. Nicht nur für Kinder gut zum Spielen, auch für die Erwachsenen glänzt der Wasserstand mit warmen Wassertemperaturen, die sobald es tiefer wird, so stark „in den Keller gehen“, dass es kaum noch Spaß macht. Den Versuch mit Merle zur schwimmenden Insel etwas ausserhalb zu schwimmen, hat Moritz daher auch abgebrochen. Dafür haben wir im seichten Wasser prima miteinander gespielt und Michel war in der Trage ebenfalls dabei, allerdings wie so oft schlafend. Anschließend gab es das schon fast traditionelle Strandeis und eine runde Hüpfburg. Hier in Schweden gibt es auf vielen größeren Campingplätzen eine Art Hüpfburg, die wie ein überdimensionales Kissen aussieht.

Das Auto war bereits nach dem Frühstück gepackt und auf den Gästeparkplatz des Campingplatzes umgeparkt. Vor der Abfahrt stillte Miriam noch den hungrigen Michel und Moritz sammelte mit den anderen beiden weiter Blaubeeren, so dass wir genug haben um morgen unsere ersten Marmeladegläser einzukochen. Die entsprechenden Gläser haben wir vorausschauend aus Deutschland importiert.

Wir haben dann erstmal die E18 Richtung Osten (Stockholm) eingeschlagen und uns kurz hinter Karlstad bei einem ICA mit Lebensmittel eingedeckt. Eventuell ist vorgesehen, die eine oder andere Nacht in den kommenden Tagen wild zu campen und deshalb wollten wir entsprechend vorsorgen. Ausserdem kostet das tägliche Einkaufen zu viel Zeit. Nach dem Einkauf ging es weiter auf der E18 bis Kristinehamn und von dort auf die „Inlandsvägen“ 26 Richtung Süden, also zwischen Vänern und Vättern. Waren wir bisher allein von den schönen Landschaften Schwedens positiv gestimmt, änderte sich dies erstmal auf dem weiteren Streckenverlauf. Die Waldschneisen wurden links wie rechts von dicken Zäunen eingehüllt, so hätte Moritz sich die frühere Transitstrecke zwischen West und West-Berlin vorgestellt. Dazu zogen dicke Wolken auf und verstärkten das etwas fahle Gefühl im Bauch.

Wir folgen dennoch dem Badetipp aus dem Womo-Reiseführer für Südschweden und biegen links auf die 204 Richtung Rudskoga. Dort angekommen folgen wir der Beschilderungen „Badplats“ und kommen an den Skagern. Der Strand enttäuscht keineswegs und im Kontrast zur vorherigen Straße stimmt hier landschaftlich einfach wieder alles – auch wenn das Wetter weiterhin nicht ganz mitspielt. Aber immerhin regnet es nicht. Während sich die schwedischen Kindern in den kleinen Wellen des Sees vergnügen, beschränken sich die unsrigen mit dem Spiel am Sandstrand. Zuvor gab es noch Brote, Gemüse und Obst zum Mittagessen.

Nach einer ausführlichen Pause wollten wir noch einen weiteren Badeplatz auf der gegenüberliegenden Seite des Sees aufsuchen. Der Weg dorthin führt uns zurück auf die 26 und in der Industriestadt Gullspäng nach links ab, Richtung Skagersvik. Nach etwa 2km, gleich am Ortseingang von Skagersvik, weisst uns ein Schild nach links zum „Badplats“. Der Platz ist sehr schön, konnte mit dem vorherigen aber nicht mithalten.

An Gullspäng und Slagersvik kann man getrost vorbei fahren, sie sind keine Rast wert. Die beiden Industriestädte sind trostlos und langweilig. Die Fahrt dorthin hat kurzzeitig unsere gute Erinnerung an das Bullerbü-Flair gestört. Wohl auch hier spielte das Wetter sicherlich eine nicht ganz unbedeutende Rolle, so waren wir froh, als wir zurück auf der E18 Richtung Mariestad fuhren und der Wald ein Ende hatte und sich wieder mit langen Wiesenabschnitten abwechselte.

Wir waren jetzt auf der Suche nach einem Campingplatz für die Nacht und auf der Strecke zwischen uns und Mariestad sollten drei Plätze direkt am Vättern sein. Um es kurz zu machen, der erste glich einem Senioren-Campingplatz und war demnach halb tot, der zweite lag direkt an der 26 und Kinder waren auch keine zu erblicken. Der dritte war für uns nicht auffindbar und da blieb uns dann nur noch der vierte. Der war dann in Mariestad, viel weiter im Süden als wir eigentlich für heute fahren wollten.

Hier sind wir dann doch glücklich geworden. Bei der Anfahrt hat uns bereits ein Camper aus Kassel begleitet und auf dem Platz haben wir ein deutsches Pärchen mit zwei Kindern kennengelernt. Mit deren großen haben unsere Kinder bis weit nach 22 Uhr auf dem Spielplatz gespielt. Der Platz selbst liegt etwas ausserhalb von Mariestad, direkt am Vättern See. Auf dem Platz herrscht freie Platzwahl und die sanitären Einrichtung sind komplett neu. Allerdings ist der Aushang über die Regeln auf dem Campingplatz vom schwedischen Campingplatz Verband eine Erwähnung wert. Die Regeln sind in schwedisch, englisch und deutsch ausgehängt. Auf der deutschen Übersetzung ist dabei beharrlich von Lager die Rede: Lageraufsicht, Lagerordnung, usw. Ich möchte wieder die sprachlichen Künste der Schwaben heranziehen: das hat für uns „a G’schmäckle“.

Ein Gedanke zu „Tag 19: Karlstad bis zum südlichen Värmland

  1. Hej, das mit den mitgebrachten Marmeladegläsern ist eine echt tolle Idee! Könnte glatt von mir sein. 😉
    Ich bin gespannt darauf, was Ihr darin mitbringt!!
    Liebe Grüsse – insbesonders an die Beerensammler, an die Köchinnen und die Schildermalerin!

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