“Die Brötchen sind immer schnell alle!”, diese Worte der Frau an der Rezeption des Campingplatzes klingen mir noch im Ohr und daher quäle ich mich um 8:30 Uhr aus dem Bett. Miriam öffnet schläfrig ihre Augen, während ich ihr zuraune was ich vor habe. Die Kinder schlafen ebenfalls noch tief und fest und ich versuche so lautlos wie möglich den Bus zu verlassen.

Prima, denke ich mir, als ich vor der verschlossenen Türe der Rezeption auf die Öffnungszeiten blicke: Öffnungszeiten von 9:00 -21:00 Uhr. Da hätte ich ja noch eine halbe Nacht schlafen können. Aber auch nach eine halbe Stunde haut mich die Auswahl der Brötchen nicht vom Hocker. Braune eckige Brötchen die schon sehr süß aussehen. Dazu noch Mohnstangen, immer drei in einer Plastiktüte verpackt.
Ich gehe mit meinen Einkäufen zurück zum Bus, doch dort schlafen noch immer alle. Erst nach und nach kommt leben auf und wir Frühstücken gemütlich bei Sonnenschein vor dem Bus. Die Kinder sind schnell fertig und suchen vergeblich schwedische Kinder auf dem Platz. Der Großteil ist aus Deutschland und das ist schon sehr auffällig. In den vergangenen Jahren haben wir deutsche teilweise suchen müssen. Eigentlich waren die von uns aufgesuchten Plätze in schwedischer und norwegischer Hand, dazwischen mal ein paar Dänen. Letztere sieht man dieses Jahr hingegen so gut wie gar nicht. Ich und Miriam frühstücken also überwiegend alleine, den Abwasch machen dann allerdings wieder die Kinder.
Während die Kinder am See und im Wald spielen, fahre ich mit dem Bus nach Ärlang, allerdings hätte ich mir die etwas über 20 Kilometer einfache Fahrt gespart, wenn ich gewußt hätte was mich erwartet. Ich wollte einen Kanuladen und einen Outdoorladen besuchen, beides war in der Kleinstadt nicht zu finden. Dabei ist es noch die größte Bebaute Fläche in der Gegend. Mein Ausflug dauert fast zwei Stunden und als ich zum Platz zurückkehre sind Miriam und die Kinder verschwunden.
Ich öffne mir eine Dose Bier und mache es mir in der Sonne vor dem Bus gemütlich. Ein paar Minuten später kommt Miriam mit Michel zurück und trinkt mein Bier fast alleine aus. Zum Glück ist es schwedisches Leichbier und wir entschliessen uns einen Kanadier beim Campingplatz aus. Wir sind sehr optimistisch und mieten das Boot mit der Nummer 10 gleich für 1 1/2 Tage. Jeder bekommt eine Schwimmweste die hier Pflicht ist, allerdings gibt es keine Einführung. Bei den Booten handelt es sich um Linde Kanus aus Aluminium, die Boote die hier im Värmland am häufigsten anzutreffen sind. Immerhin bekommen wir neben den zwei Paddel für uns Eltern auch ein Kinderpaddel, dafür hat das Boot nur zwei Sitze und die Kinder sitzen auf dem Boden des Bootes. Dort ist es auf dem kalten See natürlich relativ schnell kalt. Wir stechen in den See und machen gleich Bekanntschaft mit der starken Wind. Dieser fegt dicke Wolken über uns hinweg und der ehemals blaue Himmel verdunkelt sich zunehmend. Mangels Gepäck und zappeligen Kindern haben Miriam und ich alle Hände voll zu tun. Unterwegs wirft Mattes die Angel aus und unversucht sein Glück. Wir kurven auf Grund der unsicheren Wasserlage des Bootes nah am Ufer in verschiedene Buchten des Sees und setzen nach einiger Zeit auf eine nahe liegende Insel über. Dort angelt Mattes mit meiner Unterstützung selbstständig mit einem Wobbler, während Miriam, Michel und Merle die Insel erforschten. Michel war der Blaubeerkönig und wurde von Merle beständig mit Blaubeeren gefüttert. Merle hat ihm sogar eine passende Hymne für sein Königreich gedichtet.
Der Erfolg beim angeln bleibt Mattes genauso vergönnt wie seinem Vater. Nach einer Weile kehrt der König mit seinem Anhang wieder zurück zum Boot und wir legen ab. Trotz Wind schaffen wir den Weg zum Campingplatz ohne größere Probleme.





Am Campingplatz angekommen ist es schon recht spät und wir machen uns an die Zubereitung des Abendessens. Dabei zeigt sich wieder mal unser Optimismus als Nachteilig, wir haben noch immer keine Töpfe für den Nugget. Das kommt davon wenn man so wählerisch ist, bzw sich auf das Land des Campings verlässt. Wir haben noch kein einzigen Outdoorladen gefunden wo wir überhaupt etwas passendes kaufen hätten können. So nehme ich wieder den Wok unseres Cadec Gasgrill und gehe mit Alufolie als Deckel in die Küche. Das Wasser kocht zwar recht schnell, aber bis die Nudeln dann gar sind dauert doch eine ganze Ecke. Mattes verlangt diesmal kein Ketchup zu seinen Nudeln sondern isst sie nackig mit Wonne, dazu reichlich Salat. Dem Rest der Familie schmeckt sie auch mit Soße. Schon während dem Abendessen beginnt es leicht zu regnen und wir packen hastig die Sachen unter die Markise. Doch der Wind macht uns die Grenzen unserer kleinen Markise deutlich. Ich und Miriam die vor Kopf sitzen bekommen den einen oder anderen Tropfen ab. Auch die Temperaturen sind deutlich in den Keller gegangen, seit die Sonne nicht mehr da ist, so dass wir nach dem Essen die Kinder zügig in den Bus schicken – zuvor ist aber noch der obligatorische Abwasch der Kinder an der Reihe. Schließlich sind wir auf einem Campingplatz.
Ich packe die Sachen zusammen und verstaue die einzelnen Dinge. Dabei rüttelt der Wind mehr und mehr an unserer Markise. Der Nachbar kommt aus seinem großen Wohnmobil und zieht seine Markise vorsorglich ein. Das gibt für mich den Ausschlag ebenfalls komplett einzuräumen, sollte es am nächsten Morgen immer noch regnen möchte schließlich keiner mehr aus dem Bus und das Equipment verräumen. Während dessen kommen immer mehr Leute und holen Ihre geliehenen Kanus vom Strand und fahren sie bei Regen zum Sammelplatz. Auch das macht irgendwie Sinn, ansonsten ist das Kanu morgen so voller Wasser, dass es kaum zu leeren ist. Also ziehe ich mir meine Regenmütze auf, schnappe mir Pflichtbewusst eine Schwimmweste und ein Paddel und paddle das Boot durch den Regen über den See.
Als die Kinder fertig im Bett liegen und schlafen hört es auf zu regnen und die Wolken reißen auf – der Mond ist Phasenweise zu sehen. Doch Miriam bekommt davon nicht mehr viel zu sehen. Sie bleibt gleich im Bus und liest in ihrem Buch, während ich mich noch mit einem Glas Wein an den See setze.
