Als ich wach werde ist es mitten in der Nacht und noch dunkel, neben mir liegt Michel! Stimmt, der hat vorhin ja so lange gerufen, bis Miriam aufgestanden ist und ihn zu uns nach oben geholt hat. Dann merke ich auch den Grund, warum ich wach geworden bin. Dicke Tropfen klopfen auf den Bus und an das Fenster. Ich schließe das Fenster und denke darüber nach, was wir gestern Abend alles draussen stehen lassen haben. Mir fällt nichts ein, für was es jetzt Notwendig wäre aufzustehen, die Handtücher auf der Leine sind sowieso nass. Aber einschlafen kann ich nicht mehr so recht!
Nach mehreren Unterbrechungen in der Nacht wache ich endgültig gegen 8 Uhr von Gesprächen unter mir auf. Mattes ist wach und hat seine Schwester geweckt. Viel zu laut unterhalten sie sich und sind auch nicht dazu zu bewegen sich leise zu verhalten. So kommt es wie es kommen muss, wir stehen auf. Draussen scheint überraschenderweise wieder die Sonne, allerdings ziehen sich darunter größere Wolkenfelder. Die Kinder spülen das Geschirr vom Vortag und ich kümmere mich um das Frühstück: Grießbrei mit Apfelmus und Zimt&Zucker. Zusammen Essen wir an einer Picknickbank mit den Wespen. Als wir Gefahr laufen die Oberhand an sie zu verlieren, flüchten wir zusammen auf den Badesteg und essen dort weiter. Das klappt überraschend gut. Manche deutsche Eltern berichten uns davon, wie sich ihre Kinder angeblich an den Rythmus in Schweden gewöhnen. Wir bemerken bei unseren Kindern davon nichts. In der Regel gehen sie spät ins Bett und einer von Ihnen wird früh wach und weckt dann die anderen. Die großen schleichen über den Platz und bräuchten beide noch eine ordentliche Mütze schlaf, aber das dürfen wir ihnen nicht sagen.
Miriam und ich packen die Sachen zusammen, besonders ich bin auf Heimweg gepolt. Als wir alles zusammen haben geht es los Richtung Karlskrona. Wir sind nur wenige Kilometer gefahren als ich merke wie der Dieselverbrauch hoch gegangen ist. Ich bin etwas verwundert, da er bereits seit längerem in Schweden stabil bei 8,2 Liter verweilt. Dann entdecke ich die Anzeige am Bordcomputer, der Abwassertank ist voll. Kein Wunder, den haben wir seit Camp Grinsby nicht mehr geleert. Wir machen uns auf die Suche nach einer Möglichkeit diesen zu entleeren und finden eine Tankstelle mit Gullideckel auf halber Strecke nach Karlskrona. Das Wetter auf der Strecke ist weitestgehend sonnig, über den Himmel ziehen aber immer wieder dicke Wolken, die aber kein Regen bringen und somit uns nicht weiter stören. In Karlskrona steuern wir den Parkplatz des Marinemuseum an. Das Museum wurde uns gestern von Deutschen auf dem Naturcampingplatz empfohlen. Allerdings haben wir Maritimmuseum verstanden und sind nun etwas verstört, in ein Marinemuseum wollten wir eigentlich nicht gegen.

Vom Parkplatz laufen wir einige Meter zum Museum, wir sind skeptisch und wollen es uns erst mal anschauen. Unsere Skepsis verfliegt, im Museum geht es in erster Linie um die Entwicklung der Schiffsfahrt, aber auch um Seekämpfe und die Entwicklung des Schiffsbaus. Das Highlight ist ein echtes U-Boot von 1978 welches im Museum besichtigt werden kann. Wir bezahlen den Eintritt, inkl einer englischen Führung des Oberdeck des U-Bootes. Was uns in Schweden nicht wundert, aber in Deutschland wohl in dieser Art nicht vorkommt: es bezahlen nur die Erwachsene, die Kinder sind frei. Und das obwohl im 1. OG ein großes Areal nur für Kinder ist. Dort bauen und bemalen unsere Kinder kostenfrei ein Segelboot. U. a. gibt es für die Kindern auch ein Fahrsimulator für ein Schiff, dort ist der Andrang allerdings recht groß. Gegen Ende der Besichtigung sehen die Kinder das Mittagsbuffet im Museumsrestaurant und wünschen dort zu speisen. Wir haben auch Hunger und nach längere Überlegung der Eltern bezahlen wir für alle knapp 37 € und jeder bekommt einen Teller und ein Getränk und darf nach Herzenslust zugreifen. Besonders Mattes schaufelt sich Bergeweise Essen in seinen Bauch und als wirklich überhaupt nichts mehr geht, sagt er glücklich: „Endlich mal richtig Satt in diesem Urlaub!“ Mit dem Essen verbringen wir über drei Stunden in dem Museum und kommen pappsatt zurück zum Bus.
Der Himmel ist jetzt wolkenlos und die Sonne brutzelt auf uns herab. Wir fahren weiter auf der E22 Richtung Malmö, allerdings ist es beste Badezeit und das Wetter zu schön um eine lange Strecke zu fahren. Wir finden einen schönen Badeplatz am Meer in Ronneby. Die Kinder dürfen sich mit unseren letzten Kronen jeder ein Eis kaufen und baden ein letztes mal in Schweden.

Etwas planlos fahren wir weiter, denn wir können uns nicht richtig entscheide, ob wir noch eine Nacht in Schweden verbringen oder weiter Richtung Heimat fahren. Unser nächstes Ziel ist Ystad, wo wir noch ein letztes mal einkaufen gehen wollen. Neben Keksen, Streichhölzer, Knäckebrot und Lakritze wandert dann doch noch das eine oder andere mehr in unseren Einkaufswagen. Ystad ist eine tolle Stadt, durch die Universität sind viele junge Menschen unterwegs und die vielen Cafés und Kneipen locken zum verweilen. Aber wir haben leider keine Zeit mehr und mit den Kindern wäre das dann eh nicht so einfach. So fahren wir zurück auf die Autobahn und halten uns Richtung Malmö, dass knapp 18 km von Ystad entfernt ist. Dort halten wir direkt auf die Brücke zu, denn wir sind überein gekommen, in Kopenhagen zumindest zu Abend zu essen. Eine schlechte Idee, denn zum einen ist Kopenhagen viel größer als wir es in Erinnerung haben, zum anderen wird es dunkel und die Orientierung lässt sehr zu wünschen übrig. Wir suchen lange nach einem Stellplatz und finden ihn dann auch, allerdings ist er bereits voll und ein Schild erklärt uns: Ohne Reservierung heute keinen Platz. Während der Suche haben wir bereits in einer ruhigen Seitenstraße zu Abend gegessen, so dass die Kinder sich hinten lang machen (schlafen im sitzen) und wir wieder auf die Autobahn Richtung Puttgarden fahren. Unterwegs halten wir gegen 23 Uhr auf Faror auf einem Parkplatz. Diesen kennen wir schon vom vorbeifahren in den letzten Jahren, denn dort stehen Abends immer ein Womo neben dem anderen. Von hier hat man einen idealen Blick Richtung Westen und der untergehende Sonne. Morgen kommen wir zurück nach Deutschland!