Auf der Such nach besserem Wetter und der Erkenntnis, dass wenig Schlaf auf Dauer auf die Laune schlägt.
Der Tag war zum vergessen – ein geschenkter Tag. Den beiden Kindern merkt man ihr zunehmendes Schlafdefezit an, die Stimmung ist bereits beim Aufstehen gereizt. Auch hier ist das Meer voller Tang und Algen. Daher verschieben wir das Frühstück auf einen anderen Platz. In Bläsinge soll einer der schönsten Sandstrände im unteren Teil Ölands sein. Das sind nur wenige Kilometer Richtung Norden.
Der Strand ist allerdings ebenfalls mit einem zwei Meter breiten Algen Teppich überzogen. Mit dem baden wird es hier also auch nichts und am Himmel ziehen bereits die ersten dunklen Wolken auf. Im benachbarten Hafen liegen viele Fischerboote vor Anker. Der Fischstand öffnet allerdings erst um 10 Uhr. Aber wer möchte schon Fisch zum Frühstück. Wir frühstücken auf der großen Wiese wo nur wenige Camper stehen und fahren dann weiter. Mattes würde gerne wie letztes Jahr an die Nordspitze fahren. Auch Merle würde gerne, allerdings aus anderen Gründen. Mattes würde gerne auf den Campingplatz Böda Sand, ein Kinderparadies – zumindest für Mattes. Merle würde gerne wegen dem schönsten Sandstrand Schwedens, dem Böda Sand in den Norden fahren. Mit ist eine Schleife von über 100 km nur für einen Badestrand bei Regen zu viel und kann die Kinder davon überzeugen nicht mehr in den Norden Ölands zu fahren.
So queren wir Öland und halten auf dir Brücke zu. Den letzten Rastplatz auf Öland verpassen wir leider und als wir wieder auf der Brücke sind, prasseln die ersten Regentropfen auf die Windschutzscheibe. Zurück auf dem Festland fahren wir von der Autobahn auf einen Rastplatz unterhalb der Brücke. Merle ist völlig schlapp und kommt kaum aus dem Bus, Mattes ist nicht viel besser gelaunt. Keiner möchte so richtig eine Entscheidung treffen wohin es jetzt gehen soll und so fahren wir auf der 25 zurück Richtung Nybro und von dort weiter auf der 120 Richtung Emmaboda. In Långsjö biegen wir ab und fahren weiter auf den Nebenstraßen über Häljanäs nach Yxnanäs. Dort waren wir bisher jedes Jahr mindestens eine Nacht, eigentlich ein schöner Naturcampingplatz an einem See mit Dusche und Toilette. Bei diesem Regenwetter liegt der See allerdings trostlos da. Mattes und ich essen einen happen, Merle hat wenig Lust und übergibt sich kurz nach einem zaghaften Versuch der Nahrungsaufnahme direkt wieder in die Hecke. Mit Übelkeit und Kopfschmerzen verzieht sie sich zurück in den Bus. Alle Vorschläge für Aktivitäten wird von Mattes abgelehnt. Merle meldet sich gar nicht mehr. So richtig Lust hat keiner auf irgendwas. Blödes Wetter.
Wir verräumen die Essensachen und werfen einen Blick auf die Karte. In Italien ist gutes Wetter, aber leider etwas weit. Auf der Karten entdecke ich den Åsnen, eine große Seenlandschaft von über 150 km2 und für uns bisher ein weißen Fleck auf unserer persönlichen Schweden Karte. Als ich dann auf der Karte Getnö Gård lese erinnere mich an frühere Empfehlungen von Reisebekanntschaften. Wenn schon Regen dann bitte mit entsprechender Infrastruktur, vermutlich ist da ein Campingplatz nicht die falsche Adresse.
Von Yxnanäs fahren wir wieder über schöne Nebenstraßen über Kållebo nach Dångebo und von dort weiter auf der 120 nach Tingsryd. Bereits auf dem Hinweg haben wir Tingsyrd nur gequert, und auch jetzt hält und bei Regen nichts in dieser Stadt. Wir fahren weiter auf der 120 Richtung Ryd und biegen bei Sjöaryd auf die 126. Nach wenigen Kilometern verlassen wir bei Ålshult die 126 bereits wieder und folgen den Hinweisschildern Richtung Getnö Gård.
Als wir auf dem Campingplatz ankommen regnet es immer noch und der ganze Platz gleicht einer Schlammwüste. Wir bekommen einen schönen Platz mit Blick auf den See. Bestellt habe ich einen Platz ohne Elektrizität und bekomme einen mit… Ich nehme der Frau an der Rezeption nicht so richtig ab, dass es keinen anderen Platz gibt, schließlich entschädigt der Blick über den Åsnen. Und bei dem Wetter sind mir die 240 Kronen für den Stellplatz auch egal. Ich fahre die Markise aus und versuche unsere Kampfzone zu erweitern. Mattes möchte unbedingt Angeln und so kaufen wir ihm eine Fischkarte und ich versorge ihn mit der Angel. Merle hängt dagegen nach wie vor auf der Bank rum und ist zu nichts zu gebrauchen. Jegliche Angebote nach essen oder trinken lehnt sie ab und ich befördere sie einen Stock höher in das Bett, dort schläft sie ein und pennt bis zum Abend. Während dessen ist Mattes mit viel Engagement beim Angeln und seine Technik bei auswerfen ist teilweise besser wie der eine oder andere Erwachsene neben ihm. Allerdings ist er unter der Beobachtung von anderen auch etwas übermütig und so versenkt er den einen oder anderen Wobbler. Anfangs mit schlechtem gewissen wird der dabei mit der Zeit immer routinierter. 😉

Nach dem ich alles verräumt, aufgeräumt und geputzt habe, kümmere ich mich um das Abendessen. Ich mache uns Bratwürste vom Greger aus Kassel, dazu Paprika, Trauben und Tomaten. Das Baguette schneide ich auf und röste es auf dem Grill. Merle ist leider ansprechbar und so bringe ich den Teller zu Mattes an den Steg. Gemeinsam putzen wir den Inhalt weg, und Mattes hat es eilig wieder an der Steg zu kommen. Ganze drei Stunden hält er beim angeln durch, ohne auch nur einen Fisch zu fangen (zum Glück). Während der ganzen Zeit regnet es mit einigen Pausen dazwischen. Der einzige Unterschied am Himmel sind die unterschiedlichen Graustufen der Wolken: fifty shades of grey. Kurz nach 20 Uhr, Merle war zwischenzeitlich aufgestanden und hat ebenfalls eine Kleinigkeit gegessen, gehen wir zu bett. Ich lese den Kindern noch über eine Stunde aus unserem Buch vor bis die Kinder das Licht ausmachen. Auch ich bin bald darauf im Bett. Es kann nur besser werden.